MÜNNERSTADT
Christine Müller feiert am Sonntag 75. Geburtstag – Sozial und politisch engagiert auf allen Ebenen
„Mein Terminkalender ist voll“, sagt Christine Müller. Wer sie kennt, weiß, dass sie kein bisschen übertreibt. Auch mit 75 – so alt wird sie an diesem Sonntag – ist sie noch sehr oft unterwegs für soziale Vereine, Projekte, und Einrichtungen.
Dass Christine Müller die längste Zeit ihres Lebens in Münnerstadt verbringen würde, war ihr nicht vorgezeichnet. Geboren wurde sie am 12. Mai 1938 in Mittweida am Fuße des Erzgebirges. Da ihr Vater, der im Weltkrieg fiel, aus Ostfriesland stammte, zog die Familie 1950 zu Verwandten an die Nordsee, später nach Bremen. Dort machte sie 1955 die Mittlere Reife. Ausbildungen als Hauswirtschaftsleiterin und Diätassistentin schlossen sich an. Die dafür nötigen Praktika führten sie durch die ganze Bundesrepublik. Engeren Kontakt zu Bayern bekam sie bei ihrer Arbeit im Hotel Schloss Elmau bei Mittenwald und in Bad Wiessee.
Als sie 1962 nach Hause an die Nordsee fuhr, legte sie einen Stopp in Erlangen ein, um eine Freundin zu besuchen. Dort traf sie den Mann ihres Lebens, Gerd Müller. Sie heirateten 1966. Davor absolvierte sie eine Ausbildung als Fachlehrerin für Hauswirtschaft und Handarbeit in Kassel. Gerd Müller kam im September 1968 als Lehrer ans Gymnasium nach Münnerstadt, Christine kam mit dem 1968 geborenen Sohn drei Monate später nach. 1970 folgte eine Tochter. Ihre beiden Kinder schenkten ihr sieben Enkel, „die liebe ich sehr“. 1971 bis 1990 war sie als Handarbeitslehrerin am Gymnasium tätig.
Alle ihre sozialen und politischen Aktivitäten zu nennen, ist kaum möglich. 1983 war sie Mitbegründerin des Vereins „Frauen stiften zum Frieden an“, dessen Vorsitzende sie bis 1994 war. Der Verein kümmerte sich um Umweltfragen und um Asylbewerber. „Ich habe noch immer Kontakt zu einer tamilischen Familie, die vor 20 Jahren in Münnerstadt war und abgeschoben werden sollte. Die Familie lebt in Bielefeld, die Töchter studieren. Der Kampf für ihr Bleiben war sehr hart“, erzählt sie.
Das Frauen-Netzwerk im Landkreis Bad Kissingen, das nun zum auch für Männer offenen Generationen-Netz wurde, hat sie 2001 mit gegründet. Sie war stellvertretende Vorsitzende und ist jetzt noch Beisitzerin. Auch „Aufwind - Verein für gemeindenahe Psychiatrie“ in Werneck hat sie 1995 mit gegründet. Er kümmert sich um Hilfe für psychisch kranke Menschen. Seit der Gründung 1995 ist sie stellvertretende Vorsitzende. Nicht zu vergessen: Mit dem Kreisjugendring organisierte sie Hilfstransporte nach Tschernobyl und Einladungen von Kindern aus dem Katastrophengebiet in den Landkreis Bad Kissingen. Sie hat das Gebiet auch selbst besucht und hält aufrüttelnde Vorträge darüber.
1984 trat Christine Müller in die SPD ein und wurde im selben Jahr stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende. Ab 1992 war sie mehrere Jahre stellvertretende Kreisvorsitzende.
Auch heute noch ist sie Beisitzerin im Münnerstädter SPD-Ortsverein. In der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen war sie von 1984 bis 2003 bis auf Unterbezirksebene aktiv. 1990 wurde sie von der SPD als Bezirksrätin nominiert und auf Anhieb gewählt. Sie wurde gleich stellvertretende und von 2003 bis zu ihrem Ausscheiden 2008 Fraktionsvorsitzende. Als Mitglied des Bau-, Kultur- und Sozialausschusses kümmerte sie sich unermüdlich um die Einrichtungen des Bezirks. Schließlich gehörte sie 1996 bis 2008 dem Kreistag an und engagierte sich dort im Jugendhilfeausschuss. Christine Müller ist mit 75 so engagiert wir vor 25 Jahren.
Wer gratulieren möchte, muss sich bis Montag gedulden. Übers Wochenende ist sie verreist. „Eine Überraschung von Gerd; ich weiß nicht, wohin es geht“, freut sie sich schon auf die Reise.
Diesen Bericht unseres Mitgliedes Dieter Britz finden Sie auch in der MAINPOST